Die Liebe am Arbeitsplatz ist nicht ohne Konfliktpotential

Beziehungen / Juni 1998, "Bilanz"

Symbolbild zum Thema Psychologie und Medizin

Christine Walch, Ressortleiterin beim "Sonntagsblick", wurde regelrecht krank, als sie während neun Monaten ihrem Mann Fridolin Luchsinger direkt unterstellt war. Ihre Gürtelrose, sagt sie, sei die körperliche Reaktion auf eine für sie unerträgliche Situation gewesen: "Ich litt unter dem Eingeklemmtsein zwischen den Bedürfnissen meiner Leute und denjenigen meines Chefredaktors, der gleichzeitig mein Lebenspartner war." Ständig habe sie ein schlechtes Gewissen gehabt, habe jeden ihrer Entscheide hundertfach auf seine Korrektheit und Sachlichkeit hin überprüft und sei mit der Zeit immer misstrauischer und aggressiver ihrem Mann gegenüber geworden: "Ich habe nur noch Böses in seinem Verhalten gewittert." Es sei ihr auch zusehends schwerer gefallen, "ganz normalen Büroklatsch" zu Hause zu erzählen: "Ich konnte ja nicht abschätzen, welche Folgen eine harmlose Geschichte eines Tages für die Betroffenen haben würde."

Als der Druck zu gross wurde, beschloss sie zu kündigen. Doch in einem Gespräch mit einigen ihrer Ressortangehörigen, in dem sie ihre Überforderung offen kundtat, stiess sie auf so viel Verständnis und Wohlwollen, dass sie sich zum Bleiben entschied. Von dem Moment an habe sich die Situation merklich entspannt: "Ideal", seufzt Walch, "war sie aber immer noch nicht." Erst als ihr Mann sein Interregnum auf dem "Sonntagsblick" beendete, fand sie ihre Ausgeglichenheit am Arbeitsplatz wieder. Auch Fridolin Luchsinger war froh, dass er nicht länger der Chef seiner Frau war: "Eine solche Konstellation", sagt er, "birgt zuviel Konfliktpotential".

Erotischer Kick im Lift

Heute präsentiert sich die berufliche Situation des prominenten Paares entspannt und für beide Seiten befriedigend: Walch ist Textchefin beim "Sonntagsblick", Luchsinger amtet als Kommunikationsverantwortlicher bei Ringier. Sie arbeiten also nach wie vor im selben Unternehmen, sind aber unabhängig voneinander. Wenn sie sich zufällig einmal im Lift begegnen, empfindet Walch inzwischen sogar so etwas wie einen "erotischen Kick" beim Anblick ihres Mannes in Hemd und Krawatte: "Da entsteht so eine wunderbar irritierende Vermischung von Fremdheit und Vertrautheit."

Der Arbeitsplatz ist ein Heirats- und Beziehungsmarkt erster Güte. Gemäss verschiedener Untersuchungen werden zwischen 20 und 35 Prozent aller Ehen in Büros, Ateliers und Werkhallen geknüpft. Als Klassiker gelten die Verbindungen zwischen Ärzten und Krankenschwestern beziehungsweise Piloten und Stewardessen, die schon seit jeher sowohl in Witzen wie in literarischen Produktionen ihren Niederschlag finden. Wo, wenn nicht im Cockpit, am Operationstisch, vor dem Computer oder an einer Kadertagung sollen denn auch die gestressten Workaholics ihre Partnerin, ihren Partner suchen?

Studien belegen, dass vor allem frischverliebte Paare besonders energiegeladen, motiviert und engagiert an ihrem gemeinsamen Arbeitsplatz agieren. Ihre Präsenzzeiten sind überdurchschnittlich lang, und wenn sie erschöpft in die Federn sinken, soll sich sogar noch ihr Bettgeflüster ("Pillow Talking") mehrheitlich um berufliche Belange drehen. Stefan Gilgen, Geschäftsführer der auf neue Medien spezialisierten Berner Werbeagentur "Blitz und Donner" und seine Frau Annette Michel Gilgen, Chefin der im Printbereich tätigen Schwesterfirma "Fruitcake", sind dermassen "angefressen" von ihrer Arbeit, dass ihre Gespräche zu "mindestens 90 Prozent" von ihrer beruflichen Tätigkeit handeln. "Wenn wir uns einmal bewusst einen Themenwechsel verordnen", grinst Michel Gilgen, "landen wir innert 45 Sekunden wieder beim Alten: unseren Jobs." Gilgen, der mehrheitlich Aufträge seiner Frau ausführt, schätzt das grosse Verständnis, das zwischen ihnen herrscht: "Mitunter müssen wir uns nur angucken und wissen haargenau, was der andere meint."

Alle geben sich betont liberal

Ähnlich erging es auch Armin Kessler, dem ehemaligen Pharmachef von Hoffmann-La Roche, und seiner Frau Ann, die als Projektverantwortliche innerhalb der Forschung wirkte. "Weil wir das berufliche Umfeld des Partners genau kannten", erinnert sich der 60jährige Pensionär, "waren keine grossen Worte nötig, um einander eine abendliche Verspätung mitzuteilen." Und die habe es bei beiden häufig gegeben: "Weil es uns bei der Arbeit so wohl war, waren wir sehr engagierte Roche-Mitarbeiter".

Wer wollte also etwas gegen dermassen karriereorientierte Couples ins Feld führen? Offiziell wagt das schon lange fast kein Unternehmen mehr. Bruno Schläpfer, Partner und Personalverantwortlicher bei McKinsey, bildet die grosse Ausnahme mit seinem Eingeständnis, dass man in ihren Reihen Ehen und Beziehungen zwischen Mitarbeitern "aus Gründen des Klienten-Informationsschutzes nicht gern sehe" und diese Haltung intern auch entsprechend zum Ausdruck bringe. Alle anderen angefragten Banken, Versicherungen, Pharmakonzerne, Computer- und Softwarehersteller, aber auch staatliche Verwaltungen geben sich betont liberal und legen lockere Lippenbekenntnisse zugunsten der Firmenliebe ab: "Privatsache!"-"Null Problem!"-"Die normalste Sache der Welt!"-"Kein Thema bei uns." Folglich brauche es auch keine Reglemente und Vorschriften. Dass das Beamtengesetz immer noch vorschreibt, dass verheiratete Personen nicht im selben Funktionsbereich arbeiten und einander nicht direkt vorgesetzt sein dürfen, hält Post-Pressesprecherin Elisabeth Weyermann für einen "alten Zopf, der abgeschnitten gehört."

Alles kein Problem also? Szenenkenner erheben Widerspruch und machen gewichtige Vorbehalte geltend. Peter Vonlanthen, Geschäftsführer beim Kaufmännischen Verband Zürich, hält unmissverständlich fest: "Viele Vorgesetzte sehen Beziehungen am Arbeitsplatz nicht gern, weil sie Angst vor der Machtkonzentration und dem Informationsvorsprung des Paares haben." PR-Experte Klaus J. Stöhlker weiss, dass es vor allem Führungskräften sehr nachteilig ausgelegt werde, wenn sie sich mit einer Mitarbeiterin einliessen: "Ein solcher Mann gilt als unbeherrscht und unberechenbar; sein Ruf ist beschädigt." Die Zürcher Paar- und Organisationsberaterin Rosmarie Welter-Enderlin ergänzt, dass die Liebe im Betrieb "ein grosses Tabu" darstelle, weil es das patriarchale Modell des leistungsorientierten Mannes, dessen Gattin im Hintergrund für sein persönliches Auftanken besorgt ist, gefährde.

Das Problem der Unterstellung

Wenn sich zwei junge gleichrangige Angehörige des mittleren Kaders in einer modernen Software-Firma paaren, mag das ja noch alles problemlos funktionieren. Schwierig wird es aber spätestens dann, wenn ein Teil, in der Regel die Frau, dem anderen, mithin ihrem Freund oder Ehemann, hierarchisch unterstellt ist. Die Erfahrungen des Ringier-Paars Luchsinger-Walch belegen dies eindrücklich. Aktueller und von grosser Brisanz ist sodann das Beispiel des Post-Generaldirektors Jean-Noel Rey, der unter den Verdacht der Begünstigung geriet, als seine Lebenspartnerin Bettina Ramseier 1997 bei der Post-Tochterfirma CreaPost angestellt wurde. Vorwürfe des Spesenmissbrauchs bei gemeinsamen Geschäftsreisen ins Ausland kamen dazu und haben Rey nach Einschätzung von Insidern schwer geschadet, auch wenn sein Abgang, so die offizielle Lesart, in keinem Zusammenhang damit stehe.

Für einmal musste in diesem speziellen und vielschichtigen Fall der männliche Part eines Paares das Berufsfeld räumen. In der Regel, konstatiert KVZ-Chef Vonlanthen, würden Konflikte, die sich aus einer Partnerschaft am Arbeitsplatz ergeben, auf dem Buckel der Frau ausgetragen: "Entweder sie geht freiwillig, oder man fordert sie mehr oder weniger deutlich dazu auf, ihren Job zu quittieren."

Eine subtile Spielart dieses Problems haben Verena Speck und Heinrich von Grünigen, die seit nahezu dreissig Jahren verheiratet und gleichlang beim Schweizer Radio DRS angestellt sind, erlebt. Obwohl Speck dank langjähriger Moderationstätigkeit beim Fernsehen weit vor ihrem Mann eine bekannte Medienpersönlichkeit war, wurde sie in dem Moment, in dem von Grünigen zum Programmleiter DRS 1 und damit auch zu ihrem Vorgesetzten gewählt wurde, für viele zur "Frau des Chefs" degradiert.

Einige Kollegen liessen "hintenherum" verlauten, dass sie keine Lust mehr hätten, mit ihr im selben Ressort zu arbeiten. Speck wechselte in die "Frauenstunde", wo man ihr unverkrampfter begegnete. Andernorts ertönte der Unkenruf von den "Doppelverdienern": Es sei ja wohl "das Letzte", dass die Frau des Programmleiters anderen die Stelle wegnehme. Drei- viermal pro Jahr trafen böse Hörerbriefe ein: "Nehmen Sie endlich den Hut, Frau Speck. Sie haben Ihre Stelle ja sowieso nur wegen Ihrem Mann."

Schere im Kopf

Verena Speck betont zwar, dass es sich dabei um seltene Misstöne gehandelt habe. Doch zeitweise war sie dermassen verunsichert, dass sie sogar ihren Radio-Job aufgab und sich als Erwachsenenbildnerin und Antikschreinerin betätigte: "Ich wollte mir unbedingt etwas Eigenständiges aufbauen." Da sie realisierte, dass das Radiomachen ihre grosse Liebe ist, kehrte sie mit der festen Absicht zurück, sich von dem "dummen Gerede" zu emanzipieren: "Ich hatte meine Karriere ja, weiss Gott, selbständig und ohne Hilfe meines Mannes gemacht." Wie stark die Schere in ihrem Kopf jedoch ist, merkt sie jeweils dann, wenn sehr attraktive Stellen ausgeschrieben sind: "Für solche Posten bewerbe ich mich gar nicht erst, weil ich befürchte, erneut mit dem Vorwurf der Protektion konfrontiert zu werden."

Von Grünigen steht diesen Erlebnissen seiner Frau ratlos gegenüber: "Ich fühle mich befangen", sagt er, "obwohl ich meine Frau nie im Leben bevorzugt behandelt habe." Der Vorwurf, von ihren Männern beruflich begünstigt zu werden, trifft Frauen besonders hart. Dadurch entstehen Selbstzweifel und Ängste: "Ich fühlte mich in Frage gestellt", erzählt die Kaderfrau einer Bank, deren Mann eine zeitlang Mitglied der Geschäftsleitung war, "und wusste bald nicht mehr, wie ich diesem Druck standhalten sollte." Sie habe auch unter der Befangenheit der Kollegen ihr gegenüber gelitten: "Alles wurde auf einmal unheimlich kompliziert." Ihr Fazit: Sie rate eindringlich von gemeinsamer beruflicher Tätigkeit mit dem Partner ab, die für sie zur Doppelbelastung geworden sei wie für andere Frauen ein Kind.

Nun gibt es aber auch Paare, die über günstige Vorbedingungen verfügen, oder andere, denen es dank bewusster Entscheide gelingt, den zahlreichen Klippen auszuweichen. Für Kesslers von Hoffmann-La Roche galt beides. Da Ann Kessler bereits seit zwanzig Jahren für das Pharma-Unternehmen gearbeitet und längst ihre eigene Karriere aufgebaut hatte, als sie ihren Mann näher kennenlernte und heiratete, geriet sie nie unter den Protektions-Verdacht, obwohl Armin Kessler ihr Vorgesetzter war. Als sie realisierte, dass es immer wieder Mitarbeiter gab, die sie als "Go-Between" zum Chef missbrauchen wollten, grenzte sie sich unmissverständlich ab und hatte ihre Ruhe.

Distanz ist besser

Esther und Ivo Furrer, die seit Jahren bei der Winterthur Gruppe tätig sind, plädieren dafür, dass Frau und Mann in getrennten Unternehmenseinheiten arbeiten: "Je grösser die Distanz und je geringer das Mass der Überschneidungen", konstatiert Ivo Furrer, der Mitglied der Geschäftsleitung ist, "um so besser." Er ist denn auch bei der Winterthur International angestellt, während seine Frau innerhalb der Winterthur Gruppe im Bereich Management Development den Posten einer Projektmanagerin bekleidet.

"Echtes Fingerspitzengefühl" brauchte das Paar erst in dem Moment, als ein berufsbedingter Wechsel Ivo Furrers in die USA und später nach England anstand. Da er in kleinen Firmeneinheiten beschäftigt war, kam eine gleichzeitige Anstellung seiner Frau für ihn, aber auch für sie nicht in Frage. Esther Furrer besuchte in den USA die Universität, legte dann eine zweijährige Babypause ein und nahm in London ihre Erwerbstätigkeit in einem Firmenzweig auf, der "komplett unabhängig" von demjenigen ihres Mannes war. Ihre guten Erfahrungen, glaubt sie, rührten nicht zuletzt auch daher, dass sie stets "sehr offen" mit dem Thema und allfälligen Komplikationen umgegangen seien.

Was tatsächlich ungeahnte Folgen zeitigen kann, ist die heimliche Beziehung zwischen der (verheirateten) Führungskraft und einer Mitarbeiterin. Die Gerüchteküche brodelt, das Betriebsklima leidet, der Chef wird als unkontrollierbar und sein Leistungsvermögen als beeinträchtigt wahrgenommen. Schnell einmal heisst es, er schade dem Unternehmen. Paar- und Organisationsberaterin Welter-Enderlin weiss zudem, dass er seine Gesundheit ruiniert: "Herzinfarkte lassen sich nicht selten auf solchen Stress zurückführen."

Die Herren, berichtet Welter-Enderlin aus ihrer Praxis, wollten trotzdem am liebsten alles: Ehefrau und Sicherheit plus Gespielin und Spass. Die Geliebte aber gerate am Arbeitsplatz nicht selten in ein Wechselbad zwischen gesteigertem Prestige, aber auch Neid und Zorn. Die Ehefrau stehe gedemütigt am heimischen Herd: "Eine entwürdigende Situation", sagt die Expertin, "die sich nur mit einem Beenden der Affäre oder einer Scheidung und einer möglichst schnellen Neuvermählung auflösen lässt." Der deutsche SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder hat sich bereits mehrmals, und ohne Schaden zu nehmen, für den zweiten Weg entschieden.

Protektion als "tödliches Gift"

Gilt schon die versteckte Amore mit der Sekretärin als echte Belastung für jede Karriere, so taxieren Szenenkenner die Protektion der heimlichen Geliebten in Form von Karriereförderung und/oder ungerechtfertigter Gehaltsaufbesserung "als tötliches Gift". Früher oder später werde jede Liebschaft ruchbar: "Und dann gnade Gott", so ein PR-Fachmann spöttisch, "dem verliebten Direktor."

Bedrohlich vor allem für die meistens weiblichen Opfer präsentieren sich jene Fälle, in denen Vorgesetzte erfolglos um eine Mitarbeiterin werben, die sie dann, zornig und frustriert, aus dem Unternehmen mobben. Klara Z. hat genau das in einem hiesigen Grossbetrieb erlebt: "Ich war macht- und hilflos", sagt sie, "und habe schliesslich in einen Vergleich eingewilligt, der meine berufliche Laufbahn beendet hat." KVZ-Geschäftsführer Vonlanthen kennt etliche vergleichbare Fälle.

Arbeit, so will es die puritanische Moral des "ora et labora" (bete und arbeite), hat funktional und zielorientiert, aber frei von Gefühlen zu sein. Die Geschichte der Arbeit, konstatiert Theo Wehner, Professor am Institut für Arbeitspsychologie an der ETH Zürich, sei denn auch eine Geschichte der Ausgrenzung von Aestetik, Erotik und Sexualität: "Im letzten Jahrhundert", sagt Wehner, "ist die Einheit von Arbeit und Liebe zerstört worden." Das sei nicht ohne Konsequenzen geblieben, denn schliesslich sei der Arbeitsplatz der Ort, an dem man Probleme löse, Niederlagen verarbeite, mithin einander näherkomme und Gefühle empfinde. "Wenn diese Art des Lebens ausgesperrt wird", konstatiert der Experte, "kehrt sie in Form von Pin Ups, Grapschereien, sexueller Belästigung, aber auch Voyeurismus und Klatschsucht bei den kleinsten Anzeichen eines Liebesverhältnisses in die Firmen zurück." Alternativbetriebe, die mehr partnerschaftlich organisiert seien, machten uns vor, wie sich Sympathie, Freundschaft und manchmal auch Liebe wieder mit der Arbeit paaren könnten.

Fritz Horber, Arzt, und seine Frau Carine, eine gelernte Krankenschwester, sind zwar nicht in einem solchen Betrieb tätig, Partnerschaft und Berufstätigkeit verbinden sie trotzdem seit vielen Jahren. Seitdem allerdings der Internist an der Zürcher Klinik Hirslanden gleichenorts mit der tatkräftigen Unterstützung seiner Frau ein Stoffwechselzentrum aufgebaut hat, hat die berufliche Belastung beider dermassen zugenommen, dass an ein "normales" Privatleben nicht mehr zu denken ist. Carine Horber macht aus der Not eine Tugend, wenn sie sagt: "Ich arbeite nicht zuletzt deshalb mit meinem Mann zusammen, weil ich ihn sonst überhaupt nicht mehr sehen würde."

Fritz Horber legt darüber hinaus grossen Wert auf die Präsenz seiner Lebensgefährtin, weil "sie nicht nur fachlich absolute Spitze ist", sondern ihm auch "ein Gefühl von innerer Ruhe" vermittelt: "Auf sie kann ich mich jederzeit verlassen." Kein Wunder kann sich Carine Horber nur schwer gegen die beruflichen Ansprüche ihres Gatten abgrenzen: "Bei jedem anderen Chef", seufzt sie, "würde ich längst nicht so viel Zusatzarbeit leisten."


"Die zehn Gebote" für Liebende am Arbeitsplatz

- Ist er ihr direkter Vorgesetzter oder sie seine Chefin, sind Probleme programmiert. Das Paar sollte unbedingt das Unterstellungsverhältnis beenden, indem er oder sie die Abteilung wechselt. Kenner plädieren für ein grösstmögliches Mass an Distanz und ein Minimum an Überschneidungen.
- Begünstigung, Bevorzugung und Protektion des Partners oder der Partnerin sind tabu.
- Private Wünsche dürfen niemals auf Kosten der Firma befriedigt werden. Vorsicht bei gemeinsamen Geschäftsreisen, die mehr der Beziehungspflege als dem Unternehmen dienen. Die Umgebung ist hellhörig und registriert den kleinsten Akt der Unregelmässigkeit.
- Das Paar muss Verantwortung übernehmen und Fingerspitzengefühl für missverständliche Situationen entwickeln. Es sollte unbedingt klare Vereinbarungen hinsichtlich des Umgangs mit vertraulichen Informationen treffen.
- Transparenz und Offenheit bei allfälligen Komplikationen dienen allen Beteiligten.
- Die Leistung und Präsenz dürfen nicht unter der Liebe leiden.
- Neue Firmen-Lieben sollten nicht ewig verheimlicht werden. Die anderen wissen sowieso davon.
- Sind Beziehungen von Dauer, ist insbesondere in traditionsreichen Familienunternehmen an eine baldige Eheschliessung zu denken. Kleine und mittlere Firmen reagieren sensibler als Grossbetriebe auf Liebes- und Ehepaare in ihren Reihen.
- Vorsicht bei Kadertagungen und Psychoseminaren mit Übernachtung und ausgedehnten Barbesuchen. Der One Night Stand mit dem Kollegen kann ungeahnte Auswirkungen auf die Stimmung am Arbeitsplatz haben.
- Der Firmenchef, der unter seinen Mitarbeiterinnen "wildert", ist gefährdet. Ist er verheiratet, potenziert sich das Risiko seiner Rufschädigung.

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© Barbara Lukesch